Auf dem Inyltschek-Gletscher

Tienschan-Trekking zum Inyltschek-Gletscher

Am 04.07.2010 startete unserer Gruppe von Frankfurt aus zu einer Trekkingtour in das wunderschöne Tienschan-Gebirge. Air Astana brachte uns nach Zwischenstopp in der gleichnamigen kasachischen Hauptstadt nach Almaty, dem früheren Alma Ata. Schon beim morgendlichen Anflug auf die Stadt konnte man einen Blick auf die ersten Ausläufer des nicht weit entfernten Tienschans werfen. Der Kontrast der recht grünen Stadt zu den schneebedeckten Bergen bietet sich als Fotomotiv geradezu an.

Karakara Basecamp Startpunkt der Trekkingtour

Nach Stadtbesichtigung und Klärung von Weiterreise-Formalitäten ging es am nächsten Tag mit dem Kleinbus und später per Jeep weiter. Ziel war das Basecamp Karkara, dem Ausgangspunkt zu unserer Trekkingtour im kasachisch-kirgisischen Grenzgebiet.

Die nächsten sieben Tage waren wir auf leichten bis mittelschweren Wegen Richtung Inyltschek-Gletscher unterwegs. Begleitet wurden wir von einem lokalem Guide und dessen Team. Zelte, Gepäck, Essen usw. wurde von Pferden transportiert. Die Route führte in ständigem Auf und Ab über wenig begangene Pfade durch die unberührte Natur des Tienschans. Übernachtet wurde in „wilden“ Camps, meist in Flussnähe. Höhepunkte waren das Durchwaten zahlreicher Flüsse, der Karakol-See, das weglose Duchqueren von fast mannshohen Blumenwiesen und die Überquerung des Großen Ashutor-Passes (3900 m).

Helikopterflug zum Basislager Südinyltschek

Das letzte Camp wurde kurz vor dem großen Sary-Dschas-Tal aufgeschlagen. Von dort sollte uns ein Hubschrauber des kirgisischen Militärs zum Inyltschek-Süd-Basecamp bringen, doch schlechtes Wetter verhinderte zunächst einen Flug. So war Warten für unsere Gruppe angesagt, schließlich durften wir noch eine weitere Nacht in dem wunderschönen Tal verbringen.

Hubschrauber im Khan Tengri-BasecampAm nächsten Morgen herrschte schönstes Wetter, alles wurde zusammengepackt und es dauerte nicht lange, so konnte man schon in der Ferne die Rotoren der MI-8 hören. Der Flug in streckenweise knapp 5000 Metern Höhe über Bergketten und vorbei an steilen, schneebedeckten Wänden und Gipfeln, war für alle der absolute Höhepunkt dieser Tour. Wir hatten sogar das Glück, einen kurzen Zwischenstopp auf dem Inyltschek-Nord-Gletscher machen zu können, weil jemand vom Lagerteam des dortigen Basecamps „aussteigen“ musste. So konnten wir den herrlichen Blick in die Nordwand des Khan Tengri (7010 m) genießen.

Nach kurzem Flug über die letzte Bergkette landeten wir schließlich unweit des Basecamps auf dem Inyltschek-Südgletscher. Die Kulisse besteht ringsum aus unglaublich vielen Gipfeln, alle zwischen 4000 m und reichlich 7000 m hoch. Alle Neuankömmlinge hier sind immer derartig davon überwältigt, dass alles andere für eine geschlagene Stunde zur Nebensache wird. Bei gutem Wetter sollte man sich den Sonnenaufgang und –untergang nicht entgehen lassen.

Das Leben im Camp

Das Camp dient als Ausgangspunkt für die Normalanstiege auf Khan Tengri (7010m) und Pik Pobeda (7439 m), den nördlichsten 7000ern der Erde. Zu den Schwierigkeiten der Besteigung an sich kommen hier auf Grund der nördlichen Lage und der Tatsache, sich in der Wetterküche Zentralasiens zu befinden, u.U. eine längerdauernde Akklimatisation und extreme Wetterbedingungen. Trotzdem ist das Lager in der recht kurzen Hauptsaison von vielen Expeditionen unterschiedlicher Nationalität gut besucht, wie auch wir sehen konnten. Das Basecamp wird von einer lokalen Agentur professionell betrieben. Durch die Versorgung durch den Hubschrauber fehlt es hier an nichts, gutes Essen, Salat, Melonen und auch Bier, welches natürlich zu „Hochgebirgs-Preisen“ gekauft werden kann. Sogar TV und Sauna sind vorhanden.

Die Unterbringung erfolgt hier (in ca. 4000 m Höhe) in Doppelzelten, welche am Anfang der Saison aufgebaut werden. Neben den möglichen Gipfelbesteigungen rings um das Basecamp für die Bergsteiger, sind für die Trekkingtouristen Ausflüge auf dem Inyltschek-Gletscher möglich. Da dieser relativ eben und oft mit Schutt bedeckt ist, kommt man dort ohne größere Zusatzausrüstung voran. (Leicht)-Steigeisen sind allerdings trotzdem von Vorteil. So können auch wir ein Stück in die Richtung des Pik Pobeda (7439 m) gehen, um einen noch besseren Blick in dessen Steilflanke zu haben. Die andere Möglichkeit besteht darin, den Inyltschek-Gletscher aufwärts in Richtung Khan Tengri zu gehen, evtl. sogar bis zu dessen Lager 1. Der Khan Tengri (7010m) befindet sich genau im Drei-Länder-Eck Kasachstan-Kirgistan-China, über die genaue Grenzführung gibt es bis heute noch Unklarheiten.

Panoramaflug über den Merzbacher-See

Nach drei wunderbaren Tagen bei bestem Wetter im Basecamp holte uns schließlich der Hubschrauber wieder ab. Der Rückflug nach Karkara war genauso spannend wie der Hinflug, diesmal konnten wir einen unglaublichen Tiefblick zum noch gefüllten Merzbacher-See genießen. Zurückgeblieben sind bei allen Teilnehmern unheimlich viele Eindrücke, angefangen von den gastfreundlichen Menschen bis zu den beeindruckenden schroffen Gipfeln des Tienschan.