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Unterwegs auf der Seidenstraße – Usbekistan, Kirgistan, China

Den Mythos Seidenstraße persönlich zu erleben, war Ausgangspunkt für diese Reise. Reiseangebote mit dem klangvollen Namen Seidenstraße gab es viele. Aber DIAMIR ist einer der wenigen Veranstalter, der diese uralte Handelsstraße auch tatsächlich per Kleinbus befährt und den Touristen Eindrücke von Wüste, Steppe und Gebirge hautnah vermittelt. So lässt sich wenigstens ansatzweise ermessen, welche Strapazen die Händler des Mittelalters auf sich genommen haben, um die Seide nach Europa zu transportieren. Schade, dass dieses sehr spezifische Angebot nur wenige Interessenten gefunden hat, so dass die Reise beinahe nicht stattgefunden hätte. Am Ende fanden sich sechs Reiselustige zusammen, eine sehr händelbare Gruppengröße, die genug Spielraum für die Erfüllung von Extrawünschen und Fotostopps bot.

Insgesamt 21 Tage waren wir auf der Seidenstraße in den Ländern Usbekistan, Kirgistan und China unterwegs. Usbekistan punktete mit Wüste und Orient-feeling, Kirgistan mit Gebirge und Jurtenromantik, China mit Karakorum-Highway, Taklamakan-Mumien und einer der  tiefsten Punkte der Erde. Flüge, Zugfahrten und Busfahrten waren tadellos organisiert. Die Hotels waren sehr unterschiedlich aber niemals zu beanstanden. Die nahe der alten Zentren gelegenen Hotels in Chiwa und Buchara ermöglichten abendliche Bummel durch die Altstadt, in denen das orientalische Leben pulsierte. Die Hotels in China waren hypermodern, aber die Englischkenntnisse der Damen und Herren an der Rezeption mangelhaft, Verständigungsschwierigkeiten also vorprogrammiert. Der erholsame Schlaf in einer der Jurten wurde durch einen Hamster gestört, der an Brillen, Koffern und Rucksäcken knabberte und da auch einigen Schaden angerichtet hat, die danebenliegenden Kekse aber verschmähte.

Außer Frühstück mussten alle anderen Essen meist selbst organisiert werden. Das stellte in keinem der drei Länder ein Problem dar. Zum Renner entwickelte sich Plow, der in so vielen Varianten angeboten wird, dass er uns nie langweilig geworden ist. Absoluter Höhepunkt war ein Hochzeitsplow mit Wachtelfleisch in Samarkand. In China gehörten frisch geerntete Melonen zu unserem täglichen Essen. Ein Bier am Abend konnte immer organisiert werden. In Turfan sollte man den dort angebauten Wein nicht verschmähen und in Kaschgar nicht den Safrantee, ein Schwarztee, der mit viel Honig getrunken wird. Ein in Buchara nach intensiver Beratung mit dem Fahrer gekaufter Wodka erwies sich als nützlich für die Verdauung. Zum Abschiedsessen wurden uns statt zwei Gläsern eine ganze Flasche dieses Getränks auf den Tisch gestellt. Bezahlt wurden die getrunkenen Zentimeter.

Mit der usbekischen Währung SOM musste man sich gleich bündelweise herumschlagen, denn der höchste Geldschein, 1000 SOM, ist gerade einmal 28 Cent wert. So kostete ein Bier schon mal 8000 SOM und mehr. Der schon erwähnte Hochzeitsplow schlug mit 168.000 SOM zu Buche (ging aber durch 6). Der Preis von Seidenteppichen, deren Herstellung wir in einer Teppichfabrik kennenlernten, konnte die SOMme von 10 Millionen SOM schon mal mühelos überschreiten.

Interessante Kontraste prägten die langen Fahrten durch die verschiedenen Landschaften. So war die achtstündige Fahrt von Chiwa nach Buchara durch die Kysylkum sehr abwechslungsreich, da sich diese rötlich schimmernde Wüste in vielen unterschiedlichen Formen präsentierte. Das Kontrastprogramm dazu bildete die Überquerung des Tienschan-Gebirges auf gut 3700 Meter Höhe, wo ich mir mit meiner Frau eine Schneeballschlacht im Sommer lieferte. Wagemutige Serpentinenfahrten zu den auf ebenfalls 3000 Meter Höhe gelegenen Jurtencamps sorgten für einen Adrenalinschub. Gegen Abend kam dort übrigens ein kurz vor dem Verdursten stehender englischer Radfahrer an. Mit 9 Litern Wasser im Gepäck hat er die Serpentinen in Angriff genommen. Das Wasser hat nicht gereicht. … Spektakulär auch die Fahrt auf dem Karakorum-Highway zum Karakol-See. Bei traumhaften Wetter reihten sich Siebentausender und Achttausender wie auf einer Perlenschnur aneinander und spiegelten sich im klaren Gebirgssee.

Ratlos standen wir an einem Montagnachmittag vor dem geschlossenen Museum in Turfan (schlecht organisiert von unserem chinesischen Reiseleiter). Was tun mit der unverhofften Freizeit?  Die Alternative war eine Fahrt zu einem der tiefsten Punkte der Erde, der Turfansenke. Wir haben diese Extratour nicht bereut, trotz der Temperaturen, die merklich über den schon sehr hohen 35°C der 20 km entfernten Stadt Turfan lagen. Im Schein der sinkenden Sonne glitzerte der schwarze Sand der Karakorum besonders intensiv und tauchte den Ort in einen unwirklichen Zauber. Der Punkt selbst, 154 Meter unter dem Meeresspiegel gelegen, ist nicht zu übersehen. Eine riesiger Globus aus Marmor zeigt die Stelle schon von weitem an und eine Inschrift auf dem Granitsockel verkündet die weisen Worte: „Lowest point of the world inland – New start to excellent life“ … zumindest aber zu einer neuen Reise mit DIAMIR.